Sammlungen Freilichtmuseum Finsterau
Zur freundlichen Erinnerung
Das Poesiealbum der Karolina Graf
Nachricht von Karolina Graf ist rar, ihr Erbe ist bescheiden. 1978 bis 1982 stand ihr Haus in Rumpenstadl verlassen. Regen drang durch das Dach, Türen standen offen, Stube und Kammern wurden geplündert.
Ein Mädchen aus dem Dorf hat vom letzten Unrat ein durchnässtes Poesiealbum geborgen. 2013 hat die Frau ihren Kindheits-Schatzfund dem Freilichtmuseum übergeben. Das Büchlein sollte zu den anderen Sachen komme, die von Karolina Graf verblieben sind.
Nun ist das Album restauriert und kann erzählen von der Poesie, den Hoffnungen und Träumen eines Mädchens, die sich über zwei Kriege und viel Einsamkeit hinweg nicht erfüllt haben.
Karolina Graf lebte von 1907 bis 1979. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie in dem kleinen Bauernhaus, das seit 1984 sogfältig instandgesetzt und wieder vollständig eingerichtet im Freilichtmuseum Finsterau steht.
Das ärmliche Anwesen kam nie über 2 ½ ha landwirtschaftliche Nutzfläche hinaus, es war ein Kleinhäusl, ein Sachl. Alois Graf, der das Haus in Rumpenstadl von 1903 bis zu seinem Tod im Jahr 1946 besaß, war als Steinhauer und Gredsetzer oder -ausbesserer tätig. Außerdem sammelte er in der Umgebung Beiträge für die Krankenkasse ein.
Der Nebenerwerb ermöglichte ihm zunächst Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen und eine bescheidene Vergrößerung des Grundbesitzes. Der frühe Tod der Frau und danach der älteren der beiden Töchter führten aber das Anwesen zunächst in wirtschaftlichen Stillstand und nach dem Tod Alois Grafs in den Niedergang.
Alois Grafs Tochter Karolina, die den Hof von 1946 bis 1978 allein bewirtschaftete, konnte das Haus nur mühsam erhalten. Als 1980 das Freilichtmuseum das Gebäude von einem Zwischenbesitzer erwarb, war es bereits einsturzgefährdet. Dass die Möbel weitgehend erhalten geblieben sind, ist nur auf deren geringen Wert als Antiquitäten zurückzuführen.
Poesiealbum, Inv.–Nr.: F 2013/436 (vor und nach der Restaurierung)
TEXT: Martin Ortmeier, PHOTOS: Jarmila Franková, Bildarchiv Freilichtmuseum Finsterau