Sammlungen Freilichtmuseum Finsterau
Whirlpool für die Wäsche
Leichteres Waschen mit Hilfe von Wäschestampfern.
Wäsche waschen war bis in die 1960er Jahre eine aufwändige und mühsame Arbeit: Wasser holen, Einweichen der Wäsche in Lauge am Vorabend, Ausspülen mit Hilfe des Waschbretts in kaltem Wasser, Einreiben mit Kernseife und wiederum Schrubben mit dem Waschbrett. Je nach Jahreszeit wurde die Wäsche ohne ausgespült zu werden an der Sonne gebleicht oder im Winter im Waschkessel gekocht, durchgewaschen und ausgespült. Meist musste sie danach gestärkt und gebügelt werden.
Erleichterung bei dieser langwierigen Prozedur, die nicht selten zu wunden, rissigen Händen führte, versprach der Wäschestampfer, der das Waschbrett ersetze. Mit seiner Hilfe konnte die Wäsche mit erheblich geringerem Kraft- und Zeitaufwand durchgewalkt werden. Der Wäschestampfer besteht aus einem Stiel und einer sogenannten Glocke. Ähnlich wie beim Walken der Wäsche mit den Füßen, wird die Lauge beim Stampfen mit diesem Gerät durch das Gewebe gepresst.
Bei Einführung zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde der Wäschestampfer noch aus Holz gefertigt. Vor allem feine Wäschestücke blieben jedoch an dem durch das ständige Aufweichen rauen Material hängen. So ging man dazu über, die Glocke aus Metall, meist Zinkblech, herzustellen.
An den hier gezeigten Objekten aus der Sammlung des Freilichtmuseum Finsterau lässt sich die Weiterentwicklung des Wäschestampfers nachvollziehen:
Sie betrifft zunächst die Glocke. Der geschlossene Körper wurde durch einen Siebbecher mit innenliegendem Kolben und Federmechanik ersetzt. Diese Neuerung hatte eine bessere Durchspülung des Gewebes durch die Vermischung mit Luft zur Folge. Eine Variante dieser Erfindung ist der Wäschestampfer mit eingebautem Blasebalg. Die Luft wird hierbei durch den Stiel über die Glocke ins Wasser geblasen.
In den 1950er Jahren kamen die ersten Wäschestampfer mit elektrischem Gebläse auf den Markt. Hierzu zählt der „Express-Star“ der Firma M.L. Kämpfe aus Langen bei Frankfurt/Main. Die Luftzufuhr konnte mit Hilfe eines Reglers gesteuert werden.
Zu selben Zeit gab es spezielle Staubsauger, die neben der Saug- auch über eine Blasfunktion verfügten. Mit einem Spezialaufsatz konnten diese ebenfalls als Wäschestampfer benutzt werden.
Die zunehmende Verbreitung der vollautomatischen Waschmaschine in den 1960er Jahren machte den Wäschestampfer schließlich überflüssig. Aus heutiger Sicht wirkt das Hilfsmittel kurios, zu Urgroßmutters Zeiten bedeutete es technischen Fortschritt.
Waschglocke, Inv.-Nr.: F 2012/155 und Wäschestampfer, Inv.-Nr.: F 2012/193
TEXT: Lisa Maria Ornezeder | PHOTOS: Konrad Obermeier