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Sammlungen Freilichtmuseum Finsterau

Wenn‘s zischt und kracht…

Kracherl-Flasche

Die Glasflasche mit dem seltsam anmutenden Hals wurde von dem Briten Hiram Codd erfunden und 1872 zum Patent angemeldet. Genau genommen handelt es sich um eine Kugelverschlussflasche für kohlensäurehaltige Getränke. Da die Konservierung von sprudelnden Limonaden und MineWenn‘s zischt und kracht…ralwasser bis zu diesem Zeitpunkt schwierig war, verbreitete sich Codds Erfindung rasch weltweit. In Deutschland kam sie in den 1880er Jahren auf den Markt und diente fortan der Aufbewahrung von Waldmeister-, Himbeer-, Zitronen- und Orangenlimonade.

Der Verschluss von Codds Flasche funktioniert nach dem Prinzip eines Kugelventils: eine Glaskugel wird durch den Überdruck der Kohlensäure im Flascheninneren nach oben gegen einen Gummiring im Flaschenhals gedrückt. Das beim Öffnen der Flasche, durch das nach Innen drücken der Glaskugel, entstehende charakteristische Geräusch – ein zischendes Krachen – verhalf dem daraus konsumierten Getränk zu seinem lautmalerischen Namen: Kracherl (gesprochen: Grààchal), bayerisch für Limonade. Der ungewöhnlich gewölbte Flaschenhals verhindert, dass die Kugel nach dem Öffnen ins Flascheninnere fällt oder beim Trinken stört.

Die Kugelverschlussflasche (engl. Globe-Stoppered Bottle oder Codd Bottle) wurde in Großbritannien nur bis 1930 hergestellt. In Deutschland erfolgte die Produktion – zunächst in Glashütten, später industriell – bis 1959, bis sie schließlich durch die Flasche mit Bügelverschluss oder Kronkorken verdrängt wurde.

Einst ein Gegenstand des alltäglichen Gebrauchs und von geringem Wert, ist die Flasche mit dem originellen Verschluss heute selten geworden und bei Sammlern begehrt. Auch das Freilichtmuseum Finsterau besitzt nur wenige dieser Raritäten.

Flasche, Inv. Nr. F 1992/708

TEXT: Lisa Maria Ornezeder | PHOTO: Konrad Obermeier