Sammlungen Freilichtmuseum Finsterau
Testa Rossa aus Bayern
Ein Schlüter Compact 850 V ist zurück vom Restaurator
Das helle Rot der Lackierung und die lange hohe „Schnauze“ sind Kennzeichen der Schlüter-Traktoren. Die Radfelgen sind in hellem Ocker lackiert. Viele Bauern schätzten Kraft und Robustheit, die langfristige Ersatzteilversorgung und die imponierende äußere Erscheinung dieser Traktoren.
Als 1993 die Produktion bei Anton Schlüter in Freising eingestellt wurde, endete eine Ära bayerischer Traktoren, die 1937 mit 14 und 25 PS starken Zugmaschinen begonnen hatte.
Die Compact-Baureihe wurde 1971-1983 produziert. Das Exemplar des Freilichtmuseums erfuhr seine Erstzulassung am 27. Februar 1975. Die genaue Bezeichnung des Typs lautet SF 4800 VS, die Ausführung heißt BS, der Hubraum misst 4.719 cm³, die Leistung ist mit 85 PS angegeben, angetrieben werden beide Achsen, die Getriebe sind natürlich von ZF.
Als das Freilichtmuseum im Jahr 2000 nach drei Vorbesitzern das Exemplar mit der Fahrgestellnummer 801 357 in seinen Bestand aufnahm, war durch Rost, mechanische Beschädigungen, Verspröden der Dichtungen und Gummilippen, unsachgemäße Reparaturen und den allgemeinen Verschleiß nach 6.982 Betriebsstunden der Wert der Zugmaschine bereits weit gefallen. Der Motor lief nur schwerfällig an, die Hydraulik hat „gesaut“, die Reflektoren der Leuchten waren stumpf geworden, jeder Falz und jeder Winkel war voller Schmierfett und Lehm, der Auspuffkrümmer war leck, Gestänge waren gestaucht und verbogen, an der integrierten Sicherheitskabine waren Fenster zerbrochen, die Elektrik war defekt.
Restauriert wurde nur so viel, wie nötig, erneuert wurde so wenig, wie möglich. Manche Ersatzteile, z.B. die richtigen Samtgummiprofile, waren nicht mehr auf dem Markt, sie wurden für das Museum neu hergestellt. Da gab es keine Kompromisse, aber einen glänzenden, makellosen neuer Lack, wie ihn die Schlepper-Liebhaber mögen, gab es für das alte Stück nicht: Fehlstellen wurden neu grundiert und beigefärbt, mit eben dem selben matten Lack, der noch an vielen Stellen original erhalten geblieben war.
Inventar-Nr.: F 2000/125
Fotos und Text: Martin Ortmeier