Sammlungen Freilichtmuseum Massing
Ziegel im Akkord
Das fünfte Tausend ist voll
Im Handschlag gefertigte Ziegel wurden nach tausend Stück im Akkord entlohnt. Ziegel, die nicht aus der Strangpresse kommen, werden „geschlagen“. Mit gezieltem Wurf haut der „stampatore“ mehrere hundert Mal am Tag einen Batzen Ton in einen hölzernen Rahmen, das überstehende Material streicht er mit einem gespannten Draht ab, Rahmen samt Füllung reicht er an einen Helfer, den meist minderjährigen „Sandler“, weiter – und sogleich nimmt er den nächsten Rahmen und Batzen zur Hand.
Ein guter Trupp konnte an zwei Schlagtischen täglich bis zu 1500 Ziegel herstellen.
Im Stücklohn war der gesamte Arbeitsprozess enthalten: das Abstechen des Tons in der Grube, das Aufbereiten des Rohstoffs, das Schlagen der Ziegel in die normierte Form, das Trocknen der Rohlinge und schließlich das Brennen.
Der Truppführer, der Ziegelmeister, markierte jeden tausendsten Stein mit einem Stempel. Denn er und alle seine Mitarbeiter in der „compagnia“ wurden im Stücklohn vom Eigentümer der Ziegelei bezahlt. Die Stempel waren verschieden von Ziegelhütte zu Ziegelhütte, von Auftraggeber zu Auftraggeber.
Dieser Stein markiert das Vollenden des fünften Tausends. Bauern, die für den eigenen Bedarf am Hof eine Saison lang wandernde Zieglertrupps beschäftigten, verfügten oft über keinen Stempel. Dann wurde eben mit dem Fingerabdruck des Meisters, des „capuzat“ gestempelt.
Akkordziegel, Inv. Nr.: M 2009/609
Text: Martin Ortmeier, Fotos: Hans Eichinger, Archiv des Freilichtmuseums Massing