Sammlungen Freilichtmuseum Massing
Schöne Männer
Könige und andere Landesherren ...
... sind auf den Silbermünzen zu sehen, die zu einem Charivari verarbeitet wurden
An der Weste eines Trachteng’wands waren silberne Münzknöpfe den gängigen Hirschhornknöpfen allemal vorzuziehen. Aber es durfte für ein g’standenes Mannsbild schon noch ein wenig mehr Silberzeug sein. Eine Uhrkette war in ein Knopfloch eingeknöpft oder eingehängt, damit die ebenso silberne Taschenuhr nicht unbedacht aus dem Westentaschl schlupfen und verloren gehen konnte. Wer es ich leisten konnte, der hatte sich außerdem ein Charivari quer über den Bauch gehängt.
Das Charivari aus dem Bestand des Freilichtmuseums Massing ist aus sieben verschieden großen Silbermünzen zusammengesetzt. Die Münzen sind verschiedener Provenienz mit unterschiedlichen Wertstufen. Es sind gebrauchte Kursmünzen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts aus Bayern, Baden und Preußen, außerdem eine Gedenkmünze für König Ludwigs II. von Bayern. Die in der Mitte angeordnete größte Münze ist ein badisches 1-Kronentaler-Stück von 1831.
Überfeilte Lötstellen an den Münzrändern deuten an, dass einige Münzen schon anderweitig für Schmuckzwecke verwendet waren. Dieses Charivari wurde nach 1906 – auf dieses Jahr datiert die jüngste Münze – hergestellt, dem Bericht nach war der ursprüngliche Eigentümer, ein Knecht im unteren Rottal, der Pflege der Oberländer Tracht zugeneigt.
Er wollte es wohl den großen Bauern gleichtun, wie sich einer um 1930 in Straubing der Photographin Erika Groth-Schmachtenberger Schmalzler schnupfend präsentierte.
Ab 16. Mai 2009 ist dieses Stück in der Ausstellung „Pracht, Prunkt, Protz – Luxus auf dem Lande“ der ARGE Süddeutscher Freilichtmuseen im Freilichtmuseum Glentleiten und danach in den anderen bayerischen Freilichtmuseen zu sehen.
Charivari, Inv.-Nr.: M 2005/094
Text: Martin Ortmeier, Foto: Hans Eichinger, Archiv des Freilichtmuseums Finsterau