Sammlungen Freilichtmuseum Massing
Schleudertrauma oder Traumschleuder?
Im dichten Dschungel unserer elektrischen Haushaltshilfen verbindet man heutzutage den Namen „Miele“ fast schon automatisch mit Waschmaschinen, Trocknern oder Staubsaugern.
Dass diese Firma in früheren Jahren noch ganz andere Dinge im Programm hatte, wissen nur noch Spezialisten oder Technikhistoriker – und ab jetzt vielleicht aufmerksame Museumsbesucher.
Neben Fahr- und Motorrädern waren geraume Zeit Milchzentrifugen oder Separatoren einige der Verkaufsschlager jener Gütersloher Firma. Freilich lag ihnen allen irgendwie das Prinzip des Schleuderns als Ursache des Funktionierens zu Grunde – außer bei den Zweirädern natürlich, denn da war doch in erster Linie der Benutzer für den Schleudervorgang verantwortlich...
Das mit dem richtig herum zu verstehenden Prinzip belegt jedoch augenfällig unsere „Mielena“, ein außergewöhnlich gut erhaltenes Exemplar dieser Gattung.
Mit ihr, viel Geduld und einer gehörigen Portion „Schmalz“ im Oberarm konnte eine Bäuerin kuhwarme Rohmilch in die Hauptbestandteile Fett und Wasser zerlegen, also beides voneinander trennen, separieren. Durch eine sehr schnell rotierende Trommel mit vielen sogenannten Scheidetellern, über die die gefilterte Milch lief, gewann frau auf diese Art und Weise Magermilch und Rahm, welche unter den beiden Auslassrohren aufgefangen wurden.
Trotz der maschinellen Hilfe war beim Zentrifugierprozess einiges zu beachten; gleichzeitig aber war er langwierig und etwas monoton. So durfte die große Handkurbel, die die innenliegende Schleudertrommel durch ein stark übersetztes Getriebe in Schwung brachte, nicht beliebig schnell in der Minute gedreht werden.
Um die richtige Drehzahl aber einhalten und kontrollieren zu können, half der Bedienerin eine simple Einrichtung. Und was verwendeten seinerzeit die Konstrukteure von Miele wohl dafür? Natürlich - eine (Fahrrad-)Glocke. Womit die Verbindung zu einigen anderen wichtigen Firmenprodukten elegant geschlossen wäre.
Milchzentrifuge, Inv.-Nr. M 2004/369
Text: Ernst Höntze; Fotos: Hans Eichinger