Sammlungen Freilichtmuseum Massing
Saubere Sache, das!
„Sand-Seife-Soda“ – wie elegant und locker einem dieses Wort-Trio auch heute noch von der Zunge geht! Und wer von uns hat nicht schon mal die dazugehörige physische Entsprechung gesehen, womöglich in Gestalt dreier gleichförmiger Emailtöpfchen?
Der eine oder die andere sicherlich. Doch – Hand auf´s Herz, bestimmt ohne den entsprechenden „background“, oder?
Die Älteren unter uns kamen damit noch eher in Kontakt: durch eigene Beobachtungen in der elterlichen Küche oder in der der Großeltern. Die Jüngeren erhaschten das Begriffstrio möglicherweise schon mal bei ihren Streifzügen durch die virtuellen Schnäppchenmärkte. Ja, und die ganz Jungen kennen die Drei vermutlich nur noch als getrennt auftretende Einzelphänomene: als erstes den Sand, noch aus sehr kindlicher Erinnerung, aus dem dazugehörigen Kasten, dann die Seife, die allen heutigen, viel peppigeren Hygieneartikeln zum Trotz, nach wie vor im Alltagsvokabular abgespeichert sein dürfte, und – ja, nur beim Soda könnte es problematisch werden. Am ehesten tippt der Youngster dabei wohl auf eine Flüssigkeit, die er von den Regalen hinter dem Barmixer am Disco-Tresen her kennt, vermutlich.
Doch knapp vorbei ist auch daneben. Obschon hier die Begrifflichkeit stimmt, ist in unserem Zusammenhang doch das andere, heute weitaus weniger bekannte Soda gemeint. Chemisch korrekt heißt das Natriumkarbonat und diente einst in Kombination mit den beiden Kollegen aus den oben erwähnten Töpfchen in schmucken Wandbords zum Reinigen von Textilien. Die Drei von der Waschstelle stammen nämlich noch aus der prä-industriellen Ära unserer heutigen Detergenzien. Noch bevor Persil, Ata, Dalli oder der Weiße Riese vor etwa einhundert Jahren nach und nach aufkreuzten um die Privathaushalte zu erobern, hielten die drei unzertrennlichen Allerweltsprodukte die Stellung in den Waschküchen und trugen mit ihren Qualifikationen zu Reinlichkeit und Glanz bei. Damals konnte, ja musste die geplagte Hausfrau diese Saubermacher noch offen, also pfundweise im Kramerladen um die Ecke kaufen: als Scheuersand, Seifenflocken und Sodapulver. Abgepackte oder gar exakt dosierte Fertigware gab es nicht.
Da behalf man sich bei der Zusammenstellung und Bevorratung der Ingredienzen für den wöchentlichen Waschsud eben mit solchen Spendern im praktischen Wandhalter. Natürlich reagierte die seinerzeitige Haushaltswarenindustrie sofort darauf und stellte hierzu eine schier unerschöpflich breite Palette ansprechender, meist preisgünstiger Utensilien bereit.
Am häufigsten erhalten haben sich jene aus Email, seltener welche aus Steingut. Leider ist das ursprüngliche Objektensemble heute oft gestört: lose eingestellt in das leichte Wandblech verliert sich nach dem Überflüssig-Werden schnell mal das eine oder andere Einzelteil oder wird zweckentfremdet weiterverwendet. Auch ihr ehedem ständiger Gebrauch zeichnete solche Alltagsobjekte entsprechend und führte nach dem Verschleiß meist zur baldigen Entsorgung.
Unsere Waschmittelgarnitur des einst renommierten Göppinger Emaillierwerks Bellino & Cie. ist zum Glück komplett, wenn auch mit Rostspuren und Abplatzungen übersät. Doch die geradezu legendäre Einheit von Sand, Seife und Soda bleibt dadurch selbst im Museumsdepot noch für nachfolgende Generationen erhalten.
Inv.-Nr. M 2003/015
Text: Ernst Höntze M.A.; Fotos: Hans Eichinger, Freilichtmuseum Massing