Sammlungen Freilichtmuseum Massing
Reserve ruht
Ein altgedienter Militärsattel aus Schweinsleder
Auf verschlungenen Wegen ist ein Militärsattel aus Schweinsleder in die Bestände des Museums gekommen. Ein Veterinäroffizier eines bayerischen Chevauleger-Regiments, also der leichten Kavallerie, hat ihn bis Kriegsende 1918 und wohl auch noch darüber hinaus geritten. Schwolangschers oder Schwolis hat das Volk die beliebten und geachteten Chevauleger-Soldaten mundartlich genannt.
Decke und Seitenblätter des Sattels sind aus ungefärbtem Schweinsleder gefertigt. Nur die Polster unter dem stählernen Sattelkern sind rinds- oder kalbsledern.
Die Satteldecke weist eine Beschädigung auf, die aber sorgfältig vernäht ist. Es wird kolportiert, hier sei ein Säbelhieb, der dem Reiter gegolten habe, in den Sattel gegangen. Der Schaden scheint aber weniger ein Schnitt, denn ein Riss zu sein, der bei einem Sturz oder bei einem unsachgemäßen Transport entstanden ist. Jedenfalls ist die Beschädigung sattlermäßig ganz einwandfrei repariert.
Mit einem schrägen Spannstich sind die Ränder des Risses so zusammengezogen, dass sich die Lederteile weder längs oder quer verschieben noch überlappen können. Der Handwerker konnte hier keine unsichtbare Naht machen, ohne dass er den Sattel weitgehend aufgetrennt hätte, also hat er den Spannstich gleichmäßig wie eine Ziernaht hergestellt, die Nahtlöcher sind in regelmäßigem Abstand mit einer Ahle vorgestochen.
Der gewachste Nähzwirn wurde wohl mit einer gekrümmten Sattlernadel eingezogen.
Der Sattel ist mit einigen Ringen, Riemen und Beschlägen ausgestattet, an denen der Chevauleger Ausrüstung befestigen konnte, zwischen dem kleinen und dem großen Seitenblatt sind verdeckt die Sicherheitssteigösen eingefügt, an denen die Steigbügelriemen befestigt werden konnten. Die Steigbügel sind allerdings nicht mehr erhalten.
Der Chevauleger auf unserem Bild aus dem Jahr 1914 ist der Bauernsohn Michael Zauner, vermutlich in der Landshuter Kaserne. Er reitet ein Rottaler Pferd. Diese mittelschwere Pferderasse war beim Militär für den leichten Tross und für die Chevaulegers sehr begehrt, heute ist sie fast ausgestorben.
Text: Martin Ortmeier, Foto: Hans Eichinger, Archiv Freilichtmuseum Finsterau