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Sammlungen Freilichtmuseum Massing

Kein Melkfrust dank Melklust

oder was Stripp-Strapp für den Landwirt war...

MelklustDas Objektsammelsurium im Depot eines Freilichtmuseums beinhaltet hin und wieder auch Gegenstände, die sehr zum Schmunzeln und Phantasieren anregen. Das trifft beispielsweise auf einige bunt bedruckte Blechdosen mit Fetten, Wachsen und Schmierstoffen zu, die feinsäuberlich in unseren Regalen aufbewahrt werden. Alle sind sie noch original befüllt, fast wie neu. Sie stammen aus einem alten Seilergeschäft in Pfarrkirchen.

Um einige der meist unspektakulären Alltagserzeugnisse der Chemie- und Mineralölindustrie für gewisse Zielgruppen attraktiver zu machen, zerbrachen sich schon vor Jahrzehnten mehr oder weniger professionelle Werbetexter die Köpfe und bastelten munter an eingängigen Produktnamen. Für ordinäres Melkfett kreierte man z. B. Bezeichnungen wie „Melklust“ und „Stripp Strapp“, um Kunden aus der Landwirtschaft anzusprechen.

MelkfettEin Schelm, wer kombiniert und Böses dabei denkt - stammen die musealen Objekte doch keineswegs aus der Kosmetikwelt, die uns Heutige mit ihren Erzeugnissen überschwemmt und für fast jede Lebenslage Lotionen, Salben oder Cremes vorsieht.

Vielmehr war das Gleitmittel der Altvorderen ausschließlich für landwirtschaftliche Belange gedacht. Genauer, zum Schutz der durchs Melken strapazierten Euter der Rindviecher aber auch zum Desinfizieren der bei selbigem Vorgang eingesetzten Menschenhände. Warum sonst warb man auf den Verpackungen fast penetrant mit den Schlagworten „Infektionsschutz“, „keimtötend“ oder „unschädlich“?

Dass man seinerzeit überwiegend noch händisch und damit recht anstrengend molk, lässt der Produktname „Melklust“ vermuten. Gute Gleitfähigkeit verbunden mit Desinfektion beim Einsatz dieses Mittels waren also Arbeitserleichterung und Schutz in einem – und zwar für alle Beteiligten! Der Name „Stripp-Strapp“ dagegen verwies humorig auf die im norddeutschen Sprachraum allseits bekannte Melkformel „Stripp strapp strull, bald ist der Eimer vull.“

Da musste dem Landmann bzw. der Landfrau die Melkarbeit ja geradezu Vergnügen bereiten – und das lange vor dem Zeitalter der Spaßgesellschaft!

Inv.-Nr.: M 2005/347, M 2005/392, M 2005/393

Text: Ernst Höntze M.A.; Fotos: Hans Eichinger, Freilichtmuseum Massing