Sammlungen Freilichtmuseum Massing
Das billigste Motorrad der Welt
Ein besonderer Gegenstand in der Sammlung des Freilichtmuseums Massing
Auf den ersten Blick hat die NSU Quick 52 in der Sammlung Massing gewissermaßen eine Sonderstellung inne. Umgeben von Traktoren, Mähdreschern, Jauchewägen und Pflugkarren ist es das einzige motorisierte Zweirad und zugleich ein Objekt ohne direkten landwirtschaftlichen Bezug.
Die „Quick“ wurde erstmals im Jahr 1936 vorgestellt und bis 1952 über 200.000 Mal produziert. Bei unserem Motorrad mit der Fahrgestellnummer 1505987 aus dem Jahr 1952 handelt es sich also um ein spätes Modell, das sich aber trotz einiger technischer Änderungen kaum vom Ursprungsmodell unterscheiden lässt. Die Basis bildet ein geschlossener Stahlrohrrahmen mit einer Vorderradgabel aus gepresstem Stahlblech und einer Druckschraubenfeder. Ein verstellbarer Rohrlenker und ein Schwingsattel geben ihr ebenso wie die schwarze Lackierung mit Zierlinien und die verchromten Anbauteile die typische Motorrad-Optik. Erstmalig wurde mit der Quick auch ein Motorrad optional in einer Damenversion angeboten – mit tieferem Durchstieg und einem Kleiderschutznetz am Hinterrad. Obwohl sehr viel Wert auf das Design gelegt wurde, ist die Nähe zum Fahrrad – NSU baute auch diese und nicht nur Motorräder – noch unverkennbar. Beispielhaft hierfür sind die Pedale, mit denen man unter anderem die Hinterradbremse betätigte.
„Die Quick besitzt keinen winzigen Nähmaschinenmotor, sondern eine richtige, stabile Maschine, von der man weiß, dass sie gut ist. Trotz all dieser Vorzüge ist die Quick kaum nennenswert teurer als ein Fahrrad mit Hilfsmotor.“ Die „NSU Werke Aktiengesellschaft“ betonte in vielen Broschüren die Vorteile des Motorrads als robustes und zuverlässiges Gefährt und hob ihren günstigen Preis hervor. Dieser betrug im Jahr 1952 lediglich 625 Deutsche Mark und brachte ihr lange Zeit den inoffiziellen Titel „Billigstes Motorrad der Welt“ ein.
Die NSU Quick war aber nicht nur in der Anschaffung günstig, sondern auch im Unterhalt. Denn angetrieben von einem 98 ccm Grauguss-Zylinder, der in Kombination mit einem Einschiebervergaser – man erkennt diesen Vergasertyp an der verschiebbaren Klappe am Luftfilter, über die beim Kaltstart die Luftmenge geregelt wurde – eine Geschwindigkeit von bis zu 55 km/h ermöglichte, lag der Verbrauch auf einer Strecke von 100 km bei lediglich 1,8 l Benzingemisch. Ausgestattet mit dem ca. 9 l fassenden Tank hatte die Quick somit eine große Reichweite bei geringem Verbrauch und war daher wunderbar für den ländlichen Raum und weitere Strecken geeignet.
NSU stellte den Kunden zudem ein gutes Händlernetz zur Verfügung. In vielen Städten und Dörfern gab es Vertreter, die Ersatzteile lagerten und Reparaturen ausführen konnten. So überrascht es auch in dieser Hinsicht nicht, dass die schöne Quick damals in ländlichen Gegenden vielfach auf den Straßen und Wegen zu sehen war. Und natürlich überrascht es nun auf den zweiten Blick umso weniger, dass auch ein Exemplar den Weg in das Freilichtmuseum Massing gefunden hat.
Motorrad, Inv.-Nr. M 2015/136
GRAFIK: http://www.nsu24.de/download/1952%20NSU%20Quick%20Prospekt.pdf