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  • Sauberkeit zu jeder Zeit - Hygiene auf dem Land

    Die Ausstellung „Sauberkeit zu jeder Zeit – Hygiene auf dem Land“ betrachtet die Dinge, die der Sauberkeit bedürfen und das Werkzeug und Gerät, das diesem Zweck diente und dient.

    Manche Utensilien der Hygiene sind universell und zweckmäßig bis zur Gegenwart: Bürsten und Besen, Seife und Rasierapparat. Manches hat seinen Platz nur noch im Museum, z. B. der Teppichklopfer und das Waschbrett.

    Ziertuch Sauberkeit zu jeder ZeitMehr als einhundert Jahre ist das Zierhandtuch alt, das dieser Ausstellung den Namen gegeben hat. Es wendet sich an die Hausfrau, die für Hygiene in Haushalt und Familie sorgt. Dass sie zu diesem Zweck Bildung genossen hat, ist eine Errungenschaft des 19. Jahrhunderts.

    Hygiene war ein Leitbegriff des Zeitalters der Industrialisierung, des rapiden Wachstums der Städte und der Ökonomisierung der Landwirtschaft. Zur Verwirklichung waren alle aufgerufen: der Hausvorstand, der Unternehmer, Handwerker, Kaufmann und Bauer. Politik und öffentliche Verwaltung hatten Sorge zu tragen, dass jedem Bürger Trinkwasser, Ärzte, eine Hebamme und Bildung verfügbar war. Jedes Dorf, jeden Weiler und noch den abgelegensten Bauernhof erreichte der Appell „Sauberkeit zu jeder Zeit!“.

    Was ist sauber? Und wozu dient Hygiene? Sie dient der Gesundheit und dem Wohlbefinden. Dass Sauberkeit – oder zumindest ihr Anschein – auch Zwecken der Repräsentation dient, öffentlich Eindruck erwecken soll, das ist ein Ziel jüngerer Zeit. Die Höhe einer Zivilisation wird am erreichten Stand der Hygiene gemessen. Körper, Kleidung, Bett, Tisch und Boden sollen sauber sein. Nahrung ist rein, keimfrei und unverdorben. Tierische Schädlinge werden abgewehrt, gesundes Vieh ist wertvoll. Ein reinliches Äußeres – die „weiße Weste“ – fördert öffentliche Reputation.

    Wie wird Hygiene möglich? Durch Fleiß, historisch insbesondere dem häuslichen der Frau. Nachhaltig wird sie befördert durch bauliche, soziale und persönliche Strategie und auf dem Weg öffentlicher Vorsorge. Werkzeuge wie Besen und Bürste, Mittel wie Seife und Sand, technische Einrichtungen wie eine befestigte Miststatt am Bauernhof und Kanalisation in der Stadt mussten erfunden, erprobt, verbessert und ins Werk gesetzt werden.

    HausiererDennoch, was sauber ist, wird sozial vereinbart, ist geschichtlich wandelbar und individuell geprägt. Der frische Rauch einer Zigarette war einmal Teil der Wirtshauskultur. Sind die schwarz verharzten Hände eines Holzhauers schmutziger als die gefeilten und gebürsteten Nägel des Aktienhändlers? Und was ist mit der Rotznase des geliebten Kindes? Gewiss: Sauberkeit ist immer relativ.

    In der ARGE Ausstellung Süddeutscher Freilichtmuseen sind Museen aus ganz Bayern verbündet: Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim (Mittelfranken), Freilichtmuseum Finsterau (Niederbayern), Fränkisches Freilandmuseum Fladungen (Unterfranken), Bauernmuseum Bamberger Land Frensdorf, Bauerngerätemuseum Ingolstadt-Hundszell, Freilichtmuseum Glentleiten des Bezirks Oberbayern, Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren, Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kleinlosnitz, Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen. Mit von der Partie ist außerdem das baden-württembergische Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall-Wackershofen. In jedem dieser Museen wird die neue Ausstellung in der Folge für ein halbes Jahr aufgebaut werden.

    Weil das Freilichtmuseum Finsterau, wo die Ausstellung am 1. Juni 2019 startete, das Kurat übernommen hat, wurden hier auch alle handwerklichen Arbeiten erbracht. Den Aufbau und einige Schreinerarbeiten hat das Museum selbst geleistet. Der Vitrinenbau, die Glaserarbeiten, außerdem Bildbearbeitung, AV-Medien und Lektorat wurden alle in der Region vergeben.

    Photos:
    Zierhandtuch für den Handtuchhalter in der Wohnküche, um 1910, Fränkisches Freilandmuseum Fladungen
    Ein Hausierer von der Rhön bringt Besen und Bürsten, Kochlöffel, Wäscheklammern und Mausfallen, um 1930, Archiv Adolf Benkert

Thema

  • Sonderausstellung Finsterau