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Sammlungen Freilichtmuseum Massing

Zum Träumen schön

Der Kinderkorb

Heute sind Babybetten aller Art nicht mehr wegzudenken aus den Geschäften und Kinderzimmern der westlichen Welt. Immer ausgefallenere und komfortablere Betten für die Kleinsten erfindet die Gesellschaft. Egal, ob Gitterbettchen, Stubenwagen, Wiege oder Beistellbett und Babybay; mit und ohne Himmel oder Nestchen, höhenverstellbar und zum Jugendbett umbaubar, zerlegbar, fahrbar oder zum Schaukeln.

Korb

Die Produktpalette gibt heute nahezu alles her, was Herz und Geldbeutel der jungen Eltern begehren. Ganz anders zu Zeiten unserer Urgroßeltern. War es früher üblich, die Neugeborenen und Kleinkinder in Wiegen zu betten oder in Tüchern zu tragen – wie es Naturvölker noch heute praktizieren – hielt im 19. Jahrhundert der Babykorb bzw. Stubenwagen Einzug in das bürgerliche und bäuerliche Leben. Letzterer bestand aus einem auf ein Holzgestell montierten ovalen Waschkorb. Das Gestell hatte meist Räder, um es bequem von einem Platz zum anderen zu schieben.

Fündig wurden die Eltern damals nicht im Internet oder im Kinderspezialwarenladen. Der Säugling wurde meist in die familieneigene Wiege oder in den Stubenwagen gebettet, in denen schon mehrere Generationen ihren Träumen nachgegangen waren. Oder Mutter und Vater warteten auf den nächsten Besuch des Körbe-Hausierers, der die ersehnte Schlafstatt feilbot. Jener Hausierer kam im Bayerischen Wald und im Rottaler Raum stets aus dem etwa 20 Kilometer von Deggendorf entfernten Winzer an der Donau. Die dort ansässige Korbwarenfabrik Mosler stellte zwischen 1873 und 2001 Körbe für Haushalt, Landwirtschaft und Handwerk her, daneben Korbmöbel und Bürsten. Eines der beliebtesten und meistgekauften Produkte waren Waschkörbe. Es gab sie in ovaler und eckiger Form, meist mit zwei angeflochtenen Griffen und innenseitig mit glatter Flechtung, um Verletzungen an den darin aufbewahrten Wäschestücken zu vermeiden.

Beim Kinder- oder Babykorb handelte es sich in seiner einfachen Form um einen ovalen Waschkorb ohne Griff. Eleganter waren jedoch die Ausführungen mit durchbrochener Wandung. Auf ein einfach gezäuntes Flechtwerk folgte eine gestäbte oder gekreuzte Flechtung aus Weidenruten, abgeschlossen am Rand durch einen gezopften Zuschlag. Das offene Flechtwerk war nicht nur kunstvoller als das einfach gezäunte, es brachte auch eine bessere Sicht auf den schlafenden Säugling. Farblich hatten die Käufer die Wahl zwischen naturfarbenen Körben aus weißer geschälter Weide oder braunen Körben aus geschälten und gekochten Weidenruten.

Kinderkorb, Inv.-Nr.: M 2011/073

TEXT: Sandra Gabert M.A. | LITERATUR: Ortmeier, Martin (Hrsg.): Pragmatischer Leitfaden zur Inventarisierung einfacher Korbwaren, Inventarisierungsleitfaden der Freilichtmuseen Finsterau und Massing, Band 6, 2012