Sammlungen Freilichtmuseum Massing
Nur für saubere kleine Schweine
Warum ist diese Ferkelsteige so gut erhalten?
Steigen gibt es vieler Art. Manche davon zählen, weil sie aus Weiden- oder Haselruten oder aus Pappel- oder Fichtenholzspänen geflochten sind, zu den Körben. Gewöhnlich haben Steigen keine Griffe, denn zum Tragen sind sie nicht bestimmt, vielmehr zum Aufbewahren. Obst und Gemüse werden zum Transport und zur Lagerung in stapelbare flache „Kistln“ eingelegt, für Semmeln sind hohe Steigen vorgesehen. Zumeist sind Steigen viereckig, damit sie im Lager; im Laden und auf einem Fahrzeug platzsparend geschlichtet werden können.
Etymologisch ist die stige (mhd.) ein „Ort, an dem etwas zusammengedrängt wird“. Der Begriff Steige für Obstkistchen und bewegliche Kleintierställe hat sich allgemein nur im süddeutschen und österreichischen Sprachraum gehalten.
Diese Steige ist aus ungeschälter Weide geflochten. Eine Kimme auf halber Höhe zwischen den zwei Geflechtschichten und eine weitere Kimme unter dem glatten Zuschlag geben dem Korb Stabilität. Die vier Griffe sind, damit sie beim Tragen der Steige nicht den Rand des Korbes abreißen, unter der oberen Kimme eingedreht.
Bequem zu tragen war dieser Korb sicher nicht. Das war auch nicht sein Zweck. Die vier Griffe halten den Deckel fest, der aus flachen Stäben gebildet ist, die an den Rändern mit schlanken Ruten verflochten sind. Zwischen den Stäben kann man in den Korb blicken. Wir nehmen an, dass darin Ferkel transportiert wurden, vier oder fünf mochten schon Platz gehabt haben.
Den Ferkeln hat der Bauer Stroh in den Korb gelegt, wenn er damit zum Markt gefahren ist, deshalb ist der Korb so sauber geblieben. Einen Jutesack hatte der Käufer selbst dabei, in dem er das Schweinchen, das er sich ausgesucht hat, mit nach Hause nahm.
Ferkelsteige, Inv.-Nr. M 2011/749
Text: Dr. Martin Ortmeier, Photos: Hans Eichinger (Korb), Erika Groth-Schmachtenberger (Bildarchiv Freilichtmuseum Finsterau).