Sammlungen Freilichtmuseum Finsterau
Eine zündende Idee
Produkte von „Welt“ aus dem Bayerischen Wald
Richtige Massenprodukte waren die Streichholzschachteln der Marken „Welt-Hölzer“ und „Haushaltsware“. So mancher wird sich noch gut an die blauen Etiketten mit den stilisierten Zündholzköpfchen erinnern – oder die schlichten Schachteln mit der großen, roten Fünf.
Ihren Status als Massenware erhielten die Hölzchen durch die Geschäftsidee eines schwedischen Tycoons: Ende der 1920er Jahre fing der Streichholz-Mogul Ivar Kreuger an, stark verschuldeten Staaten – auch der Weimarer Republik – hohe Anleihen zu sehr günstigen Konditionen anzubieten. Um die Rückzahlung zu gewährleisten, wurde 1930 schließlich ein gesetzliches Monopol erlassen und die Deutsche Zündwarenmonopolgesellschaft (DZMG) eingerichtet. Sie sollte die Schulden mit ihren Gewinnen aus dem Vertrieb begleichen. Erst 43 Jahre später wurde das Monopol außer Kraft gesetzt – lange genug, um den Hölzchen zu ihrem Kultstatus zu verhelfen. Aufschluss über die genaue Herkunft der blauen und beigen Schachteln gibt die unscheinbare Zahl in einer der Ecken des Etiketts: Unter der Beteiligungsziffer „295“ produzierte beispielsweise die Allemann AG in Grafenwiesen bei Cham ihre „Welt-Hölzer“.
Zündhölzschachtel, Inv. Nr. F 2003/105
Zündholzstoßereien gab es schon seit dem frühen 19. Jahrhundert im Bayerischen Wald. Kein geringer Teil der Produktion fand anfänglich in häuslicher oder kleinbetrieblicher Arbeit statt und war für so manche Leute ein wichtiges Zubrot. Aus gewässertem und entastetem Fichten- oder Tannenholz wurden mit einem speziellen Holzdrahthobel schmale, etwa zwei Meter lange Stäbchen – der sogenannte Holzdraht – abgehoben. Auf die richtige Länge gestutzt und gebündelt wurden die Hölzchen anschließend in Schwefel und daraufhin in eine phosphorhaltige Zündmasse getaucht. Der Forstrat Ludwig Leythäuser verzeichnete 1906 in der Region noch über 30 Fabriken und Betriebe, als die Industrie schon lange im Umbruch begriffen war: Mit der allmählichen Mechanisierung der Holzdrahtproduktion ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und des späteren Verbots von selbstentzündlichem und stark gesundheitsschädlichem weißem Phosphor 1884 nahm vor allem die häusliche und kleinbetriebliche Zündholzherstellung stark ab. Auch die Erfindung von weniger explosiven und ungiftigen Sicherheitszündhölzern hielt diesen Trend hin zur Großindustrie nicht auf.
TEXT: Franziska Oslmeier | PHOTO oben: Konrad Obermeier, Freilichtmuseum Finsterau | PHOTO unten: Zündholzstoßerei von Franz Danzer in Waldkirchen (aus Leythäuser, Ludwig. 1906. Wirtschaftliche und industrielle Rundschau im Gebiete des inneren bayerischen Waldes. Passau: Verlag der M. Waldbauerschen Buchhandlung. S.50.)