Sammlungen Freilichtmuseum Finsterau
Gut verpackt
Zuckerstücke und Zuckerbriefchen
Kleine Zuckerbriefchen begegnen uns häufig im Alltag. Auf der Untertasse des Kaffeegedecks liegen meist zwei oder drei Päckchen, um den Kaffee und möglichst den ganzen Nachmittag im Café zu versüßen. Die verschiedenen Motive der Verpackung machen den Portionszucker zum Blickfang. Die originelle Gestaltung fand ihre Liebhaber schließlich in den Reihen der Sammler.
Vor der Zeit des Portionszuckers musste der tägliche Bedarf mit speziellem Werkzeug aus großen Blöcken herausgebrochen werden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde als Alternative der Zuckerwürfel entwickelt. Die heute weiterverbreiteten Briefchen und Sticks, die mit Raffinadezucker gefüllt sind, kamen erst später auf den Markt. Die Würfel wurden schließlich in Papier eingeschlagen. Die Verpackung war hygienisch und sie bot Platz für eine Werbebotschaft. Dieser Nutzen wurde später auch auf die Briefchen und Sticks übertragen.
Kaffeehäuser, Gaststätten, Zucker- und Kaffeeproduzenten lassen heute noch ihr Logo und die Firmenadresse auf die Verpackungen der Zuckerwürfel drucken und setzen darunter oftmals einen Slogan oder einen passenden Sinnspruch. So ist auf einem Briefchen eines Zuckerherstellers aus Bremen über dem Firmennamen zu lesen: „Zucker ist wie ein lieber Mensch: Wenn er fehlt, vermisst man ihn erst richtig!“
Das Freilichtmuseum Finsterau ist in Besitz einer Zuckersammlung mit über 650 Objekten. Es handelt sich dabei um Würfelzucker, Briefchen und Sticks, die mit Raffinade-, Puder- und Rohrzucker gefüllt sind.
Auf den Verpackungen sind neben der Reklame meist auch Bilder abgedruckt, die Landschaften, kunstvolle Fotographien oder kleine Zeichnungen zeigen. Es handelt sich bei einem Großteil um einfache Portionspäckchen, die Namen, Logo und Anschrift eines Gasthofes oder einer Kaffeerösterei tragen.
Aber es sind auch außergewöhnliche Sammelreihen zu finden. Eine Serie von Zuckerbriefchen mit „mini detti“, also kleinen Redewendungen, stammt aus Italien und andere bewerben Linz als Europas Kulturhauptstadt 2009. In der Sammlung finden sich auch viele Zuckerbriefchen, auf denen Sehenswürdigkeiten des Landes zu sehen sind wie eine Zeichnung der Franziskanerkirche in St. Pölten oder des Vatikan. Das macht den Portionszucker auch zum Souvenir.
Das Besondere an unserer kleinen Sammlung sind die zahlreichen Bilderreihen. Derartige Sammelreihen stiften regelrecht dazu an, die Päckchen von der Untertasse unauffällig in die Tasche gleiten zu lassen, um sie später im Verborgenen sorgfältig zu betrachten. Fast komplett ist eine Serie von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“, die in sieben Folgen von den Streichen der beiden erzählt.
Das Sammeln von Zuckerwürfeln und anderen Formen des Portionszuckers wird aus ästhetischen und nostalgischen Gründen betrieben. Es ist eine kostengünstige Leidenschaft, die schon im nächsten Café beginnen kann.
Diverse Zuckerwürfel/-briefchen/-sticks, Inv.-Nr.: F 2011/268
Text und Fotos: Jasmin Beer