Dauerausstellungen im Freilichtmuseum Massing
Hofgeschichte des Lehnerhofes
Der Lehnerhof war ein Bauernhof in der Hallertau. Hier im Freilichtmuseum ist er ein "neuer"Hof. Als Museumshof wird er erst dann richtig anschaulich, wenn man die Geschichte des "alten" Hofs in Train miteinbezieht.
Die Ausstellung erzählt davon, wie und warum sich der Lehnerhof im Laufe der Zeit verändert hat. Sie geht auch auf die Menschen ein, die den Hof bauten, die auf ihm lebten und arbeiteten. Schließlich wird davon berichtet, warum die Geschichte des Lehnerhofs in Train abbrach und weshalb im Museum ein neues Kapitel der Hofgeschiche aufgeschlagen werden konnte.
Wie jeder Bauernhof hat auch der Lehnerhof seine eigene Baugeschichte. Die Menschen auf dem Lehnerhof orientierten sich beim Hausbau aber an Formen und Materialien, die in ihrer Umgebung verbreitet waren und sinnvoll erschienen. Auf historischen Fotografien von Hallertauer Bauernhäusern findet man deshalb Gemeinsamkeiten: Typisch ist, dass ein geschossige Wohnhaus und der Stall unter einem steilen Dach zusammengefaßt sind.
Stolz stehen die Bauersleute auf dieser Fotografie von 1905 vor ihrem Hallertauer Hopfenhof. So sah auch der Lehnerhof aus Train in seinen guten Jahren aus, und so steht er heute im Freilichtmuseum Massing (FOTO: Archiv Freilichtmuseum Massing)
Folgende Themen umfasst diese Ausstellung:
Der Lehnerhof und seine Baugeschichte
Das äußere Erscheinungsbild des Lehnerhofs hat sich seit etwa 1800 grundlegend geändert. die Familie Kirchhammer mußte die Hofanlage vergrößern, weil Wirtschaftskraft ihres Betriebs stieg.
"Vorgänger": Die Zeit vor etwa 1800
Bis zu seiner Übertragung ins Freilichtmuseum nahm der Lehnerhof aus Train eine der Hofstellen ein, die rechts und links der Dorfstraße liegen. Bodenfunde liefern Hinweise auf Vorgängerbauten der heutigen Hofanlage.
"Bescheidene Verhältinsse?": 1809 bis 1837
Zum ersten Mal genannt ist das "Lehnergütl" in Steuerquellen des Jahres 1809. Das Anwesen des Anton Kirchhammer wurde als "Sechzehntelhof" besteuert, war also eine eher keine Hofstelle.
"Vom Einfirsthof zur offenen Dreiseitanlage": 1837 bis 1851
Bis 1846 stieg der Grundbesitz auf etwa 12 Hektar. Für den Betrieb reichten die vorhandenen Gebäude nicht mehr aus. Es mußte erweitert werden, um mehr Speicherraum fur Erntegut zu erhalten.
"Bauboom": 1852 bis 1901
Um 1850 begann für den Lehnerhof die wohl entscheidende Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Bis 1901 bauten die Hofinhaber viel.
"Im Zeichen der Hopfenwirtschaft und neuer Wohnbedürfnisse": ab 1909
Die wirtschftliche Bedeutung des Hopfenbaus wurde nun auch in der Bautätigkeit deutlich. 1909 errichtete Johann Kirchhammer die Hopfendarre. Das Erntegut konnte darin besser getrocknet werden. An der Südseite der Darre schloß sich ein Backofen an.
"Beim Lehner" - Hofbesitz und Familie
Die Familie auf dem Anwesen in Train wurde von den Leuten im Dorf einfach "Lehner" genannt. Der Hausname könnte in der Zeit aufgekommen sein, als die Hofanlage gegründet wurde. Wann das war, ist unklar. Jedenfalls nannte man vor 1800 den Inhaber einer Hofstelle bestimmter Wirtschaftsgröße "Lehner".
"Im Austrag": Ein Übergabevertrag
Kinder garanierten die Alterversorgung. Im Übergabevertrag wr genau festgelegt, was dem Austragsbauern zustand.
"Nur Hopfen?" - Hofwirtschaft um 1955
Nikolaus Kirchhammer bewirtschaftete einen typischen Hallertauer Hopfenbauernhof. Sein mittelgroßer Betrieb hatte mehrere "Standbeine". Hopfenbau, Michwirtschaft und Schweinemast. Die Familie konnte sich weitgehend selbst versorgen.
"Frauenwirtschaft?" - Arbeit auf dem Hof
Ab etwa 1950 war der "Lehnerbauer" der einzige "Mann im Haus". Der Knecht hatte den Hof verlassen, der Austragsbauer war bereits 1935 gestorben und einen Sohn hatte das Ehepaar Kirchhammer nicht. Ohne die Mädchen und Frauen wäre die Arbeit auf dem Hof nicht zu schaffen gewesen.
"Abbruch und Neubeginn" - Der Lehnerhof kommt ins Museum
1985 war das Freilichtmuseum Massing auf den Lehnerhof aufmerksam geworden. Man hatte seinen geschichtlichen Wert erkannt: als Zeugnis für ländliches Bauen, Leben und Wirtschaften auf einen typischen Hallertauer Hopfenbauernhof, der von der Mechanisierungswelle seit etwa 1960 nicht mehr berührt worden war.
TEXT: Maria-Luise Segl