Sammlungen Freilichtmuseum Finsterau
Da mach ich’s doch lieber selbst!
Werkzeuge eines böhmischen Sarg- und Fenstermachers.
Motivation und Fleiß reichen eben nicht immer aus - wie soll man schließlich ohne Werkzeug arbeiten? Die Handwerker früherer Zeiten konnten ihr Werkzeug aber nicht einfach kaufen, sie mussten es selbst anfertigen. Dadurch ist nicht nur jedes Werkstück, sondern auch schon jedes Werkzeug ein Unikat und eine Besonderheit für sich.
Der Hobel gilt als das typische Werkzeug der Schreiner. Auch wenn Zimmerer und Böttcher sie ebenso gebrauchten, die Schreiner verwendeten sie am häufigsten und in vielfältigen Formen. Hobel dienen dazu Späne abzuheben. Der Schlichthobel hat eine gerade Schneide und – zur sicheren Handhabung – ein Horn. Mit ihm glättet man die Flächen nach der Bearbeitung mit dem Schrupphobel. Die Sohle des Karnieshobels, der zwei Klingen hat, ist S-förmig. Mit ihm kann der Handwerker dekorative Formen anfertigen.
Derjenige Winkel, der vom Handwerker am meisten gebraucht wird um zu messen, anzureißen und nachzuprüfen ist der rechte Winkel mit 90 Grad. Will man eine Linie anreißen, die parallel zu einer Kante liegt, verwendet man das Streichmaß.
Mit zwei Zungen und aus Holz wurde es am häufigsten verwendet. Durch die zwei Zungen konnte man zwei Längen auf einmal einstellen. Mit dem Taster war es möglich, von einem Muster Maße abzunehmen und auf andere Werkstücke zu übertragen.
Die genaue Datierung der Werkzeuge ist oft schwierig, auch für Fachleute. Ein handgefertigter Hobel kann 1875 oder auch 60 Jahre später, 1935 hergestellt worden sein.
In ärmeren Regionen hinter dem Eisernen Vorhang zum Beispiel wurden diese handgefertigten Werkzeuge noch lange Zeit verwendet, während sie in anderen wohlhabenderen Gegenden im Westen schon von Maschinen abgelöst wurden.
Inv.-Nr.: F 1986/062, F 2872, F 1991/566, F 1991/500, F 2880
Text: Andrea Koch, Fotos: Hans Eichinger