Wolle spinnen im Kapplhof
Rumpelstilzchen half der Müllerstochter aus Stroh Gold zu spinnen. Dornröschen fiel in einen 100-jährigen Schlaf, nachdem sie sich beim Spinnen an der Spindel gestochen hatte. Einst waren Frauen, die am Spinnrad sitzen, ein selbstverständlicher Anblick und so fand das Spinnen auch in manchem Märchen Eingang. Im Freilichtmuseum wird das alte Frauen-Handwerk von Mai bis Ende September regelmäßig vorgeführt.
Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat baut Silvia Moser in der Stube des Kapplhofs zwei Spinnräder auf. An einem der Flügelspinnräder führt sie vor, wie man aus kardierter Wolle gleichmäßige Fäden spinnt. Die Wollfasern werden auseinandergezogen und über den Spinnflügel gleichzeitig miteinander verdreht und aufgespult. Ein bisserl Übung braucht es schon, dabei die richtigen Handgriffe und den Fußantrieb mit dem Trittbrett gut zu koordinieren. An einem zweiten Spinnrad dürfen es die Besucher selbst ausprobieren. Silvia Moser bietet handgesponnene Wolle auch zum Kauf an.
Die ersten Spinnräder gelangten übrigens schon im 12. Jahrhundert aus dem Orient nach Europa. Spinnräder mit Fußantrieb sind ab Mitte des 17. Jhds bekannt. Über die Zeit der Industrialisierung hinaus war Spinnen eine typische Heimarbeit der Bauersfrauen. Ein Spinnrad gehörte auch zur Aussteuer und thronte ganz oben auf dem Brautwagen als Zeichen für eine tüchtige Braut. Schafwolle und Flachsfasern waren das Rohmaterial, das zu Garn gesponnen wurde.