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  • Zuhören will gelernt sein

    Bei vielen Programmen im Freilichtmuseum Finsterau geht es darum, genau hinzuschauen. Jetzt haben sich die Museumsführerinnen von einer Fachfrau anleiten lassen, auch das aufmerksame Zuhören in ihre Museumsarbeit einzubauen. Sie wollen sich damit auch auf das pädagogische Angebot im künftigen Literaturhaus für den Bayerischen Wald und Böhmerwald vorbereiten, das 2020 mit dem Paul-Friedl-Geburtshaus im Freilichtmuseum errichtet wird.

    Stiftung Zuhören - Aufnahme von Geräuschen

    Vermittelt wurde das dreitägige Hör-Coaching über die „Stiftung Zuhören“ mit Sitz beim Bayerischen Rundfunk in München. Für die Stiftung, die sich als Partner von Bildungseinrichtungen versteht, kam Heike Zimmermann aus Fürth nach Finsterau. Sie ist freiberufliche Trainerin für Text, Stimme und Kommunikation und seit 1997 für den Hörfunk tätig. Zimmermann studierte u. a. Sprechwissenschaften und beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit speziell mit dem Zuhören. Zunächst brachte sie den Museumspädagoginnen Julia Herzig, Jutta Koller, Marita Sammer und Andrea Schuster-Haselberger theoretisches Wissen näher. „Mit bewusstem Zuhören wird die allgemeine Aufmerksamkeit trainiert“, sagt die Expertin. Bei einem Rundgang durchs Museum erfuhren die Frauen dann mit eigenen Ohren, dass jeder Ort einen besonderen Hörraum darstellt, in dem charakteristische Geräusche eine Art Klangkomposition bilden. Im Tanzerhof produzierte das Team anschließend Bausteine für pädagogische Zuhör-Programme für jüngere und ältere Schüler.

    Stiftung Zuhören - Sensibilisierung des Gehörs

    Dazu zogen die Museumsführerinnen Holzpantinen an, kehrten mit dem Reisigbesen über Gredplatten oder hantierten mit altem Küchengerät. Die jeweiligen Geräusche nahmen sie als Geräuscherätsel auf. In einer anderen Aufnahmevariante reicherten sie eine Beschreibung, wie die Bäuerin im alten Sachl lebte, mit Klängen und Geräuschen an. Schon am dritten Tag des Coachings setzten die Museumspädagoginnen ihre neuen Kenntnisse in der Ferienveranstaltung „Abenteuer Zuhören“ praktisch um. Im Beisein von Coach Heike Zimmermann gestalteten sie ein mehrstündiges Programm, bei dem sich alles um die Tiere auf den Bauernhöfen drehte. Mit verbundenen Augen besuchten die Kinder auf einem Hör-Spaziergang Schafe, Kühe, Hühner und Bienen. In einem Hör-Spiel ahmten sie anschließend Tiergeräusche nach und erzählten zudem eine selbsterfundene Geschichte über das Leben auf dem Bauernhof.

    Zimmermann half den Pädagoginnen auch, ihre eigene Stimme bewusster wahrzunehmen und einzusetzen. Dazu lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf den Kehlkopf und den Brustresonanzraum als entscheidende Faktoren einer wirkungsvollen Stimme. Ein wichtiger Hinweis der Stimmexpertin beim Vorlesen von Texten war: „Der Vorleser muss spürbar machen, warum sein Text interessant ist. Und der Zuhörer muss merken, warum er zuhören soll.“ Solche Tipps waren für Julia Herzig und ihre Kolleginnen besonders wertvoll im Hinblick auf das pädagogische Programm im künftigen Finsterauer Literaturhaus. „Zuhören ist ja eine Grundkompetenz, die man auch bei der Beschäftigung mit Literatur braucht“, sagt Herzig. „Nur wer aufmerksam wahrnimmt, kann etwas lebendig schildern, mündlich wie schriftlich. Das wird auch in unserer künftigen Schreibwerkstatt zum Tragen kommen.“

    Logos

    Diese Fortbildung der Museumspädagoginnen wurde gefördert von der Stiftung der Passauer Neue Presse, der Bayerischen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Freyung-Grafenau.

     

    Photo 1:  In einer alten Bauernküche gab es manche typische Geräusche wie das Klackern eines Blechlöffels in einer Emailschüssel. Die Museumsmitarbeiterinnen nahmen solche Geräusche auf, um sie in ihr pädagogisches Programm einzubauen.

    Photo 2: Im Rahmen eines Ferienprogramms vermittelten die Museumspädagoginnen ihre frisch erworbenen Kenntnisse und Kursbausteine einer Gruppe von Kindern als „Abenteuer Zuhören“.

     

Thema

  • Freilichtmuseum Finsterau