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  • Paul-Friedl-Haus nimmt Form an

    Baustelle Paul-Friedl-HausDas Paul-Friedl-Geburtshaus stammt aus Pronfelden bei Spiegelau, wo es um 1756/1757 als überwiegender Kantholzblockbau mit Ziegelmauerwerk an Nord- und Ostseite errichtet wurde. Die dazu durchgeführten Recherchen ergeben, dass an dem Haus, welches an seinem ursprünglichen Standort die Hausnummer 1 trug, wohl insgesamt fünf Bauphasen auszumachen sind. Nach der Errichtung folgten um 1800 erste Ausbesserungen am Ziegelmauerwerk. Außerdem wird in dieser Bauphase auch davon ausgegangen, dass Modifikationen am Kellerzugang gemachten wurden. Es folgt die dritte Bauphase um 1840/1841, bei der das Kniestockgeschoss zum Vollgeschoss ausgebaut und im Zusammenhang damit auch eine neue Dachkonstruktion angelegt wurde. Zudem wurden Fenster- und Türrahmen eingebaut und der Ofen in der Stube modifiziert.

    In der vierten Bauphase ab 1900 wurde die Verschindelung der Außenwände und mehrerer Arbeiten am Obergeschoss vorgenommen. Ab der fünften Bauphase, die ab 1959 begann, wurde die Stube des Gebäudes zur Werkstatt umfunktioniert und später, 1979, Abwasseranschluss und Toiletten eingebaut.

    Die Restaurierungs- und damit Darstellungszeit des Gebäudes im Freilichtmuseum sollen die 1950er Jahre sein, also kurz vor der letzten Bauphase und der damit verbundenen Umnutzung. Dabei soll der Fokus auf dem maximalen Substanz- und Zeugniswerterhalt liegen.

    Die Bodenpatte des Paul-Friedl-Hauses wurde bereits 2021 fertiggestellt. Ein Keller konnte wegen der Beschaffenheit des Bauplatzes nicht rekonstruiert werden.

    Im Frühjahr 2022, nachdem der Schnee abgegangen war, wurde mit dem Einrichten der Baustelle und dem Öffnen der Stapel begonnen, in denen die Hausteile gelagert worden waren. Die Bauelemente der einzelnen Stapel wurden ausgelegt, sortiert begutachtet und es wurden die zu ergreifenden Maßnahmen für jedes Bauteil festgelegt.

    Zeitgleich begannen die Maurerarbeiten, die nun vorerst abgeschlossen sind. Diese gehen weiter, wenn das EG durch Auflegen der Decke vollendet ist.

    Die zwei ersten Blockbau-Wände auf der West- und Südseite bis zur Tür sind bereits errichtet und wieder wettergeschützt verpackt worden.

    Aktuell gestalten die Lieferzeit von Holz und anderen Baustoffen die Planung schwierig. Allerdings sind bisher durch die gute Vorausplanung des Bauhofs und der damit verbundenen frühzeitigen Materialbeschaffung noch keine Verzögerungen aufgetreten.

    Bis zum Wintereinbruch soll das Gebäude komplett errichtet, sowie Schädlingsbekämpfung und Dachdeckung abgeschlossen sein. Über den Winter ist der Beginn des Innenausbaus geplant.

    Seinen Namen erhielt das Paul-Friedl-Haus durch seine Funktion als Geburtsort des niederbayerischen Schriftstellers und Heimatforschers Paul Friedl. Der „Baumsteftenlenz“, wie er auch genannt wurde, wurde am 22. Mai 1902 in diesem Haus in Pronfelden geboren und war künstlerisch sehr begabt. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er zwei Jahre als Holzschnitzer, doch wegen seiner Sehschwäche gab er die Tätigkeit als darstellender Künstler auf. Bereits mit 17 Jahren trat er als Volkssänger auf und verfasste Erzählungen für bayerische Tageszeitungen. Früh begann er mit dem systematischen Sammeln von mundartlichen Gedichten und Liedern. Sein Ziel war es, das Volksgut des Bayerischen Waldes zu bewahren und in der Welt bekannt zu machen. Vor allem aber machte Friedl immer mehr als Schriftsteller auf sich aufmerksam. Alle seine Romane haben einen historischen Kern. Sein Werk umfasst 32 Heimatromane, 23 größere volkskundliche Werke, 12 Theaterstücke und Weihnachtsspiele, zwei Messen und zahlreiche kleinere volkskundliche Aufsätze. Sein erster Roman Wendl, der Waldhirte erschien 1936.


    Text: Gabriela Rauscher

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